Dienstag, 27. November 2012

Schrottmacher

Eines der Korthoff'schen Familienautos.
Bild von mir.
"Das urbane Wasteland am Rande der Stadt: Das ist das Setting, in dem die Familie Korthoff Tag für Tag, Woche für Woche ihre Stunshow "Dynamit auf Rädern" zeigt, manchmal sind es die Parkplätze von Supermärkten, manchmal von Baumärkten, der ein oder andere Volksfestplatz ist auch mal dabei. Der Tourplan liest sich wie ein Best-of der deutschen Provinzstädte, von denen man schon mal gehört hat, aber nicht genau weiß, wo sie liegen: Alfeld. Peine. Bielefeld. Hildesheim. Büren. Gudensberg. Wolfhagen. Dort bauen sie ihre „Arena“, auf, Arena, so nennt das Korthoff'sche Familienoberhaupt es: Ein rechteckiges Areal, gebaut aus Planen, die vom vielen Transport etwas schmuddelig sind, in den Farben der amerikanischen Flagge. Vorne, da, wo das Kassenhäuschen ist, stehen knallorangene Stellwände"
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Ich mag monumentale Dinge,  ich mag Explosionen, ich mag es, wenn Sachen völlig sinnlos kaputt gehen. Nicht, das das krankhafte Ausmaße annähme, aber trotzdem: Es hat einen gewissen Reiz zu sehen, wie beispielsweise Autos zerlegt werden. Oder Gebäude gesprengt. Vielleicht ist das aber auch ein Charakterfehler.
Vor allem aber mag ich eine gut inszenierte Show. Und ich mag es, wenn ich eine leere Stelle ausfüllen kann, wenn ich beschreiben kann, was vorher noch nicht beschrieben worden ist, oder zumindest nicht adäquat, nicht in der Länge, die es verdient hätte.
Es gibt zwar eine Menge Artikel, die sich mit der Stuntshow "Dynamit auf Rädern" der Familie Korthoff [Vorsicht mit dem letzten Link, es gibt da Comic Sans in Neongrün] beschäftigen, aber das sind alles kurze, kleine Artikel, kaum mehr als Nacherzählungen von Action, die viel mit klischierten Wendungen wie "Action, Speed und Nervenkitzel" oder "Benzin im Blut" arbeiten. 

Für mich lag die Faszination, nach etwas Recherche, vor allem darin, wie viele dieser Familien mit Stunshows über die Supermarktparkplätze der deutschen Provinz touren, und wie altbacken, die eigenartig traditionell diese Vorstellung von einer fahrenden Schaustellerfamilie ist - und wie diese Idee aber gleichzeitig versucht wird, in etwas neuere Zeiten zu überführen, wie versucht wird, die Show zeitgemäß zu machen.

Gleichzeitig faszinierte mich, wie langsam und bedächtig diese Show, die eigentlich Schnelligkeit versprach, dann am Ende inszeniert war. Wie vorsichtig sie dann durchgeführt wurde. Ich hatte schnelle Schnitte erwartet, etwas ohne Atempause, ohne zu bedenken, dass Schnelligkeit wahrscheinlich eher bedeuten würde, dass die Fahrer in ihren Schrottautos zu Unfallopfern werden, und ohne zu bedenken, dass es auch schlicht ein - ziemlich großes, vom inszenatorischen Standpunkt her fast unlösbares - logistisches Problem ist, irrsinnig viele Autos auf begrenztem Platz so schnell wie möglich dorthin zu stellen, wo sie hingehören. 

Ich hätte den Artikel gerne länger gemacht, und ich hätte gerne mehr über diese Familie erfahren. Ich hätte gerne Wochen und Monate mit ihnen auf Tour verbracht - das ist tatsächlich auch noch ein Traumprojekt, etwas, das ich gerne machen möchte, und auch machen werde: Einfach mal irgendwo einzusteigen, wenn ich das nächste Mal dieses Schild sehe, auf dem steht: "Junger Mann zum Mitreisen gesucht."

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